Kind und Karriere: beruflich wachsen durch Mutterschaft
Fotoshooting by Omuse Agency
Unsere Großmütter hatten keine Karriere. Ihr Erfolg bestand darin, Kuchen zu backen, die Wäsche ordentlich zu waschen und sich um die Kinder zu kümmern. Dafür gab es wenig, zu wenig Wertschätzung.
Unsere Mütter, die Boomer-Mamas der 90er-Kids, hatten eventuell eine Karriere, die oft spätestens nach dem zweiten Kind aufgehört oder pausiert hat. Der Job des Mannes hatte Priorität.
Wir haben nun THEORETISCH sehr viel Freiheit, unser Leben zu gestalten, was jedoch auch einen Nachteil mit sich bringt: Überforderung und Orientierungslosigkeit. Es gibt so viele Meinungen und Richtungen, dass es super leicht ist, zu vergessen, was man selbst eigentlich wirklich will und fühlt.
Nicht zu wissen, was man will, ist die perfekte Voraussetzung dafür, nicht zu bekommen, was man will. Also Ladies, lasst uns das ändern!
Dieser Artikel ist für alle Mütter, die sich eine erfüllende Karriere wünschen, und für alle Frauen, die gerade einen kleinen Motivations-Boost brauchen. Dieser Blogartikel ist für alle, die außerhalb von Extremen ihren Weg finden wollen. Etwas Friedliches, etwas Bodenständiges, etwas Realistisches und dennoch Optimistisches.
Powerfrau im Office oder doch lieber Feminine Energie in der Küche?
Vor ein paar Jahren waren wir im Girlboss-Zeitalter: Working Mums, Powerfrauen, toxischer Feminismus, Burnout. Wir dürfen/müssen/sollen Karriere machen, als hätten wir keine Kinder, und Mutter sein, als hätten wir keine Karriere. Nach den Regeln der Balance gibt es hierzu gerade einen Anti-Trend: Trad-wives und Frauen, die sagen: „Ich hab keinen Bock auf Karriere, ich will einen reichen Mann, 17 Kinder und Cornflakes from scratch machen wie Nara Smith.“
Falls es irgendjemand gerade vergessen hat: Jede Social-Media-Hausfrau ist auch eine Businessfrau, denn eine Social-Media-Präsenz und eine Influencer-Karriere sind ein Business, das nicht zufällig entsteht, sondern durch viel Arbeit. Jede Mutter, die im pinken Hosenanzug auf einer Speaker-Bühne steht, ist nicht 24/7 super produktiv am hustlen, sondern verbringt auch viele Stunden ihres Lebens damit, für ihre Kinder da zu sein.
Die Grautöne sind meistes Näher an der Wahrheit.
Was auch zur Wahrheit gehört, ist, dass Vereinbarkeit für viele Frauen und Paare keine freiwillige, tolle Chance, sondern wirtschaftlich notwendig ist. Ein Einkommen ist für viele Familien nicht ausreichend. Also, lasst uns aus dem, was wir haben, das Beste machen!
„Mutter werden ist schlecht für die Karriere“
Vorteile vom Muttersein für die Karriere
Kraft und durchsetzungsvermögen
Mütter sind die gefährlichsten Tiere. Lies das nochmal und erinnere dich oft daran.
Ja, wir Menschen sind auch durch Kultur geprägt, aber trotzdem sind wir Tiere, und im Tierreich weiß jeder: Leg dich besser nicht mit einer Mutter an! Wer oder was sich dir als Mutter in den Weg stellt, lebt gefährlich. Das Überleben deines Babys ist deine oberste Priorität, und dafür wirst du tun, was du tun musst.
Kein People Pleasing mehr – es ist dir plötzlich egal, was andere denken, was sie wollen, ob du nun ein braves Mädchen oder eine gute Frau bist. Das Fleißsternchen kann sich der toxische Chef in die Haare schmieren – ich brauche Geld und passende Arbeitsbedingungen, keinen Obstkorb und Überstunden.
Du bist weniger manipulierbar, weniger formbar. Du hast deine Ziele, deine Prioritäten und deine Bedürfnisse klar vor dir und stehst in erster Linie für dich und deine Familie ein. Eine Mutter überwindet Hindernisse, Gefahren und Herausforderungen ... und zuckt dabei kaum mit der Wimper.
Motivation & ein starkes WArum
Dein Kind wird nicht tun, was du sagst, sondern das nachmachen, was du vorlebst. Der beste Grund für ein großartiges Leben. Du wirst dir bewusst, dass Lebenserfolg mehr ist als Karriereerfolg. So beugst du Burnout vor und sorgst dafür, dass du nachhaltig glücklich und gesund lebst und arbeitest – anstatt im Hamsterrad der Leistungsgesellschaft zu Grunde zu gehen.
Die neue Identität stabilisiert den Selbstwert
Du identifizierst dich nicht mehr so stark über deine Karriere, sondern auch über das Muttersein – und das ist gut für deine Karriere, weil du berufliche Erfolge und Misserfolge weniger persönlich nehmen kannst. Wenn wir Misserfolge persönlich nehmen, fühlen wir uns nicht gut genug, und wenn wir Erfolge zu sehr feiern, kann das zu unangenehm großen Egos führen, die uns den Blick für die Realität vernebeln.
Ironischerweise ist es doch so: Je weniger du den Erfolg für deinen Selbstwert brauchst, desto weniger verzweifelt bist du. Und diese Energie ist spürbar. Du hast mehr Gelassenheit und kannst dich wirklich auf die Arbeit konzentrieren – und das bringt mehr Erfolg, als wenn du dich krampfhaft und verbissen beweisen willst.
Dein Glück und deine Erfüllung basieren nun auch auf der Säule Familie, Baby und Muttersein. Wackelt eine Säule, bist du stabiler. Der Launch ist gefloppt, die Beförderung hast du nicht bekommen, es kam eine Absage oder ein Nein, mit dem du klarkommen musst? EASY.
Erfolgsrelevante Skills verbessern
Projektmanagement. Als Mutter wirst du richtig gut darin, zu priorisieren, zu planen und den Überblick zu behalten. Warum? Weil du es täglich übst.
Grenzen und klare Kommunikation. Vielleicht lernst du es auf die harte Tour, aber du wirst lernen, wo deine Grenzen sind. Und dann wirst du hoffentlich lernen, klar zu kommunizieren, was du kannst und willst und was nicht. Das ist eine tolle Basis für Vertrauen im Business.
Selbstsicherheit. Einen neuen Menschen wachsen zu lassen und zu gebären ist einfach eines der beeindruckendsten Dinge, die ein Mensch tun kann. Und du hast diese Kraft, du hast genau das geschafft. Nun hast du mehr Vertrauen in deine eigene Stärke, weil du sie erlebt hast. Diesen Moment wirst du nie vergessen, die Erfahrung wird dich dein Leben lang prägen. Du hast erlebt wie krass du wirklich bist, nutz das für deine Karriere!
Du lernst viel über das Menschsein, weil du einen puren, kleinen Baby-Menschen aufwachsen siehst. Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen und Geduld sind für viele Berufe unglaublich wichtige Soft-Skills!
Langfristigere Pläne, strategische Zwischenschritte
Du kannst alles haben, aber nicht gleichzeitig – und alles zu seiner Zeit … und damit wirst du lernen, zufrieden zu sein. Vielleicht ist es für dich in den nächsten zwei Jahren nicht an der Zeit, dich auf deine Karriere zu fokussieren, weil du dich auf dein Kind konzentrieren möchtest. So what?! Auf einmal denkst und planst du nicht nur in 6-Monats-Schritten, sondern in „wenn das Kind in 6 Jahren in die Schule kommt …“. Du betrachtest dein Leben aus einer anderen Perspektive, zoomst öfter mal raus. Mit weniger Druck (und auch weniger Zeitdruck) arbeitest du in einer viel angenehmeren Energie auf deine Ziele hin. Mehr Erdung, mehr Vertrauen, mehr Weitsicht und Entspannung. Also, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich arbeite viel lieber mit Menschen, die diese Eigenschaften verkörpern, als mit denen, die unbedingt nächsten Monat Millionärin sein müssen, um das Kapitalismus-Game zu gewinnen?!
es gibt ein Aber …
Wir haben nun festgestellt, dass Mutterwerden uns viel gibt, auch für unsere Karriere. Es gibt aber auch etwas, von dem wir weniger haben, weil wir es unserem Kind geben: Zeit, Energie und Flexibilität.
Muss das „schlecht“ für die Karriere sein? Kann es, aber muss es nicht. Wie wir das bewerten, kommt stark auf unser Mindset an. Jede Münze hat zwei Seiten. Ich plädiere dafür, ehrlich zu sich zu sein – nicht toxisch positiv, aber auch nicht in einer Negativspirale zu verharren. Nimm dir Zeit, um frustriert, traurig oder sauer zu sein, wenn du das brauchst. Aber dann machst du weiter, mit dem, was du hast und so gut du kannst.
Positives Mindset für weniger optimale Bedingungen
Du hast weniger Zeit
Super, dann hast du weniger Zeit für Unnötiges. Du wirst die Zeit, die du hast, für relevante Dinge verwenden. Schluss mit Lari-Fari und Prokrastination. Kennst du die 80:20-Regel? 20 % des Efforts bringen dir 80 % der Ergebnisse. Werde Expertin darin, zu erkennen, was wirklich nötig ist, um die Ziele in deiner Karriere zu erreichen. Lerne, effektiver zu arbeiten. Lerne, Unwichtiges wegzulassen und den schnellsten Weg zu finden, um an dein Ziel zu kommen.
Du hast weniger Energie
Mit der Energie, die du hast, musst du so gut wie möglich haushalten. Es ist das gleiche Prinzip wie mit der Zeit. Mach eine ehrliche Bestandsaufnahme darüber, wofür du deine Energie verwendest … und lass dann den Bullshit weg. Parallel dazu lerne dich besser kennen und finde heraus, was dir mehr Energie gibt. Könntest du an deiner Ernährung etwas ändern? Wie wäre es mit einer kalten Dusche, einem Upgrade deiner Sport-Routine oder mehr Disziplin mit Social Media? Oder es ist an der Zeit, die Energie von anderen für deine Ziele zu nutzen und dir einzugestehen, dass du nicht alles alleine schaffen musst – es ist okay, Hilfe zu suchen. Ob das eine Tagesmutter, einen guten Coach an deiner Seite oder eine Massage ist.
Flexibilität
Du brauchst einen Job, der zu deinen Lebensumständen passt. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, deine Karriere so auszurichten, dass sie zu deinem Leben passt anstatt dein Leben deiner Karriere zu unterwerfen? Teilzeit, Homeoffice, Freelance, Selbstständigkeit … go for it. Sprich mit deinem Arbeitgeber, trau dich in die Selbstständigkeit und vor allem: Gib nicht zu schnell auf und glaube nicht so schnell, wenn dir jemand oder die Gesellschaft sagt: Das geht nicht. Ganz viele Leute schon vor dir haben Dinge getan “die nicht gehen” - wieso solltest du das nicht auch können, du hast ein Kind gemacht, natürlich kannst du das auch.
Vorbilder
Was den Glauben stärkt, ist zu sehen, wie andere es tun. Such dir positive Beispiele, Vorbilder.
Natürlich ist dein Weg individuell, und darum genügt es auch schon, wenn andere dich in Teilen inspirieren können, wenn du einzelne Aspekte von anderen für deine Motivation nutzen kannst.
Für mich sind meine liebsten Vorbilder Frauen aus meinem Umfeld, die ich wirklich privat kenne.
Eine Freundin hat einen Laden eröffnet, kurz bevor sie schwanger wurde, das dann trotzdem durchgezogen und ihn, als das Baby 1 Jahr alt war, wieder geschlossen. MEGA die Inspiration – wir können uns etwas trauen, etwas ausprobieren und, wenn es sich irgendwann nicht mehr stimmig anfühlt, einfach unsere Meinung ändern. Geil!
Eine andere Freundin möchte langfristig voll selbständig sein. Sie hat ein Baby und aktuell noch einen Kinderwunsch. Darum hat sie sich gerade dafür entschieden, noch in der Anstellung zu bleiben, um während des Mutterschutzes für ihr zweites Kind abgesichert zu sein. Danach macht sie sich nach der zweiten Elternzeit Vollzeit selbständig. So eine souveräne und kluge Entscheidung!
Vielleicht kann ich dich auch ein bisschen inspirieren. Ich bin gerade ziemlich schwanger. So schwanger, dass es jeden Moment losgehen könnte. Letzte Woche kam spontan eine Anfrage zu einem Podcast-Interview rein. Ich habe Lust, das zu machen, aber es gibt bestimmte Bedingungen, unter denen ich gerade arbeiten kann, und diese habe ich klar kommuniziert: „Lass uns gerne einen Termin vereinbaren, ich brauche aber die Flexibilität, ihn spontan absagen zu können. Ist das okay für dich? Dann schick mir gerne Terminvorschläge.“
Wer sind deine Vorbildung für Kind&Karriere. Welche Geschichten von Mutterschaft und persönlichem Wachstum inspirieren dich?
Ich freue mich in den Kommentaren von dir zu lesen.